Realitätscheck - Ausbildung bei VW vs. Ausbildung im Betrieb

Wie sieht eine Ausbildung in der Industrie und vor allem bei Volkswagen aus? Wie unterscheidet sich die Industrieausbildung von der Lehre im klassischen Handwerksbetrieb? Wie unterscheiden sich die beiden Ausbildungen in Struktur, Ablauf und Individualität? Und wie sieht die Arbeit im Anschluss Konzern aus? Welche Vor- und Nachteile bietet VW? Und wie unterscheidet sich die Arbeit im Metallbau-Betrieb?

Über das und noch vieles mehr, sprechen wir in dieser Episode

 

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Transkript

Willkommen zu einer neuen Folge Abenteuer Metall. Schön, dass du wieder eingeschaltet hast. Mein Name ist Sarah Herzog.

 

Ich bin fürs Marketing zuständig und neben mir sitzt mein Ehegatte, Sascha Herzog-Mewes, der einen Metallbau-Betrieb hat. Schön, dass du da bist. Hallo Sascha.

 

Wir sind jetzt mitten in der ersten Woche Abenteuer Metall drin. Wir haben jetzt so eine Woche hinter uns. Sascha, wie ist so dein erstes Gefühl, jetzt Podcaster zu sein?

 

Definitiv spannend, also zumal mit dem Mikro, dass er für mich das erste Mal ist, dass ich so was am Hals trage. Es ist schon was anderes, halt auch mal darüber zu sprechen. Und das ist natürlich am Anfang so ein bisschen, okay, wie komme ich jetzt rüber?

 

Klingt das sehr gut? Ist meine Stimme überhaupt so, wie ich sie wahrnehme? Oder halt auch besser oder schlechter, das weiß man immer nicht.

 

Und ist deine Stimme besser oder schlechter, als du sie wahrnimmst?

 

Ich hatte früher mal, aber das ist schon Jahrzehnte her, eine Aufnahme von meiner Stimme gehört. Aber das klang dann nicht ganz so gut. Ich weiß nicht, welchen Handy oder Videokamera man damals aufgenommen hat.

 

Oder war es so viel früher, dass es noch Pupertät war?

 

Das vielleicht auch noch, dass man so eher so die Hochtöne bedient hat, als jetzt die normale Stimme oder tiefere Stimme. Ja, klingt besser.

 

Und wir waren ja das Wochenende bei der Jahreshauptversammlung vom Meisterteam und wir hatten ja vorher unseren Podcast veröffentlicht. Magst du mal kurz erzählen, was so das erste Feedback war?

 

Wirklich cool. Also durch die Bank weg, nur positive natürlich, viele Freunde, Familie dabei, die gesagt haben, Mensch wusste ich ja gar nicht. Oder, ey, finde ich voll klasse, dass ihr das macht, dass das Handwerk vielleicht auch mal eine andere Sichtweise bekommt oder eine andere Stimme vielleicht hat auch.

 

Also wir haben auch schon viele, viele Bewertungen bekommen. Das dürfen gerne noch mehr werden. Ich kann ja in den Statistiken sehen, wie viele von euch diesen Podcast schon hören.

 

Und wenn man das in Relation zu den Sternchen setzt, dann ist da auf jeden Fall noch massig Platz nach oben.

 

Ausbaufähig.

 

Ausbaufähig, genau, genau. Sascha, ich möchte mit dir heute einen Realitäts-Check durchführen. Und zwar würde ich mit dir gerne so abwägen.

 

Ausbildung im Betrieb, im Metallbau-Betrieb versus Ausbildung bei VW in der Industrie. Du hast ja Einblicke in beides. Und da wollte ich mit dir mal so ein bisschen drüber reden.

 

Was sind so die Vor- und Nachteile in der Industrie? Was sind die Vor- und Nachteile im Handwerk? Und magst du uns vielleicht erst mal so ganz grob erzählen, wie sieht eine Ausbildung bei VW aus? Und wie sieht im Gegensatz dazu eine Ausbildung wirklich direkt im Betrieb aus?

 

Fass dich kurz, bitte. Fass dich kurz.

 

Im Grunde genommen ist natürlich Industrie und Handwerk schon weit auseinander. Also, auch wenn man jetzt nicht direkte Einblicke hat in beide Richtungen, ist das schon weit auseinander. Also natürlich, beides ist Metall, aber das eine ist Serienfertigung, Stückfertigung und das andere ist wirklich individuell, maßgeschneidert, sehr speziell.

 

Also von daher ist das nicht mehr zu vergleichen. Also die Naivität, die ich damals hatte, als ich die Firma benommen hatte, so Mensch, hier Metall, das klappt schon, das ist doch alles hier gleich. Das ist leider nicht so.

 

Okay, dann lass uns mal nicht über das Inhaltliche gehen, sondern vielleicht über den Ablauf der Ausbildung und die Menge an Inhalt, die man vielleicht theoretisch oder praktisch lernt, oder die Struktur, die Organisation dahinter.

 

Spannend, sehr spannend. Bei so einem Konzern, z.B. Volkswagen, wo ich ja auch war und die Ausbildung sehr genossen habe, ist es schon sehr strukturiert, was mehr Vorteile bringt als Nachteile, außer manche mögen keine Struktur.

 

Dann ist es vielleicht nicht so richtig, aber tendenziell mögen ja die meisten eher Struktur. Du weißt am ersten Tag, was du machst und theoretisch auch im dritten Ausbildungsjahr, vierten Ausbildungsjahr schon, welches Lernfeld, welcher Lehrgang, was wird da an Inhalt vermittelt, welchen praktischen Teil machst du? Wo bist du im Praxisbereich, in der Industrie?

 

Du hast ja in der Industrie bei Volkswagen ja auch noch mal gewisse Bereiche, wo du halt mal reinschnuppern kannst. Beispiel Bremsscheibe oder Werkzeugbau oder gibt es ja verschiedene einzelne Kostenstellen und einzelne Bereiche, wo du mal reinschnuppern kannst, unabhängig von den Lernfeldern, die es ja auch noch mal gibt. Natürlich der Grundlehrgang, erst mal drei Monate so ein Vierkant auf einer Kugel rund pfeilen.

 

Da sind ja von 15-Jährige bis 20-, 25-Jährige dabei. Manche haben halt Abitur und vielleicht auch schon studiert oder manche kommen wirklich gerade aus der Schule raus.

 

Da sind wirklich von bis alles da. Und von daher ist es eigentlich ganz gut, dass du erst mal so einen Basic-Kurs machst. Das ist eine Feile, das ist eine Säge.

 

Und das kriege ich im Betrieb nicht?

 

Ja und nein. Also in normalen Handwerksbetrieb hast du natürlich eine grobe Struktur hast du heute auch drin.

 

Ich brauche doch auch eine Feile im Handwerksbetrieb.

 

Ja, hat auch jeder. Gibt es ja im Betrieb eine Menge Werkzeug. Aber du wirst natürlich ganz anders ran geführt.

 

 

 

Weil du halt natürlich ein Handwerksunternehmen bist, je nach Größe. Natürlich, wenn du jetzt ein 20-, 30-, 40-, 50-Mann-Unternehmen halt bist im Handwerk, dann kann natürlich die Struktur deutlich gefestigter sein, als so wie bei mir so ein kleiner Muckelbetrieb mit zehn Leuten. Da sollte man das halt auch machen, aber die Praxis und Theorie ist dann manchmal halt leider sehr weit auseinander.

 

Und wenn ich das jetzt so von meinem geistigen Auge so ein bisschen mit diesem Bild spiele, was du gerade gesagt hast, heißt bei VW habe ich sehr viel Struktur. Ich weiß am ersten Tag schon, was ich am letzten Tag mache. Bedeutet für mich im Umkehrschluss aber auch, es ist wenig Raum für Individualität oder individuelle Interessen, die ich vielleicht auch innerhalb der Ausbildung vertiefen möchte.

 

Korrekt. Kann halt auch sein, weil du bist jetzt zum Beispiel sechs Wochen im Werkzeugbau, da lernst du Drehnen, Fräsen und Feiern. Das sind halt maschinelle Möglichkeiten, wenn man zum Beispiel, also beim Drehen hat man halt einen Rundstahl, den man halt abdreht.

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Kurz gesagt, das klingt jetzt ein bisschen Nerd-Talk. Und beim Fräsen kannst du halt mit dem Fräskopf wirklich individuelle Konturen in das Material, was du eingespannt hast, reinfräsen, rausfräsen und so weiter und so fort. Das ist sehr speziell, aber der Lehrgang nach sechs Wochen ist dann fertig.

 

Aber auch Gutes, was halt auch ausreicht. Und das Konzept dahinter ist ja wirklich pädagogisch so weit ausgelegt und so detailliert, dass da eigentlich jeder durchkommt. Außer du schwänzt natürlich oder bist halt nicht da.

 

Aber generell ist das ja ein erprobtes System. Da bin ich ja nicht das erste Mal in einer Ausbildung beim ersten Lernfeld und bin Nummer 000001, sondern bin Nummer 364.612.

 

Aber wenn ich jetzt sage, ich mache jetzt meine Ausbildung im Betrieb, wie könnte denn da so individuelle Förderung aussehen?

 

Wenn zum Beispiel einer sagt, ich hätte jetzt gerne Lust nochmal bei Beispiel Geländerbau. Mensch, ich bin ja jetzt nicht so drinnen. Kann das mir noch einer zeigen?

 

Kann ich das mal vielleicht alleine machen? Also in der Regel ist es ja so, dass ein Auszubildender, je nach Lehrjahr, das natürlich erst im späteren Lehrjahr dann irgendwann mal vielleicht selber bauen kann. Natürlich macht ein Auszubildender im ersten Lehrjahr ja nicht einen Geländerbau, das kann er gar nicht.

 

Das lernt er ja auch. Aber da kannst du halt auch sagen, Mensch, jetzt übe doch nochmal ein bisschen Schweißen. Du hast natürlich auch in der Industrie dann Schweißlehrgänge, die auch über mehrere Wochen gehen und es ist auch gut so und du kommst da wirklich sehr, sehr gut durch.

 

Aber das ist halt eine individuelle Betreuung. Also bei so einem Handwerksbetrieb, so wieder jetzt so meine Größe, hast du quasi 1 zu 1 Schulung.

 

Ja, ja, das ist natürlich extrem viel wert. Wie groß sind so die Ausbildungsgruppen im Werk?

 

Wir waren damals, Industriemechaniker, drei Gruppen A, ich glaube 20 Leute.

 

Und wir haben ein oder zwei Azubis im Jahr, also pro Jahrgang quasi, ne?

 

Natürlich haben wir auch eigene Berufsschulklassen. Also wir hatten eine eigene Berufsschulklasse mit einem einzigen Lehrer, wo nur VWler, Industriemechaniker, 0, 1 sind. Davon gab es nochmal eine 0, 2 und nochmal eine 0, 3.

 

Verstehe.

 

Und dann nochmal Werkzeugbau und so weiter und so fort.

 

Und wie sieht es beim Handwerk dann aus?

 

Spezieller.

 

Es ist halt aber auch so, dass du vielleicht 12 Auszubildende hast im ersten Lehrjahr. Und im letzten Lehrjahr sind da vielleicht nur noch 5 oder so. Und nicht alles Metallbau, sondern vielleicht auch ein bisschen in etwas anderen Bereichen.

 

Jetzt nicht unbedingt ein Bäcker oder so. Das ist jetzt nicht. Aber da werden halt schon manche zusammengewirbt, weil es halt so wenig…

 

Weil sonst die Klassen zu klein sind, oder? Richtig.

 

Du kannst da nicht einen Lehrer, eine Klasse.

 

Aber das bedeutet natürlich im Umkehrschluss auch wieder ziemlich individuelle Betreuung, ne?

 

Ja, was natürlich gut und schlecht ist. Natürlich hast du dann mehr Fokus drauf. In der Regel bestehen natürlich aber auch, also im großen Prozentualersatz, alle die Ausbildung.

 

Manche munkeln, sagen immer so, die Anforderungen sind jetzt ein bisschen untergeschraubt, die sind jetzt vielleicht nicht mehr ganz so hoch wie vor 20, 30 Jahren.

 

Ja, und Chatchipity macht es ja auch möglich.

 

Ja, natürlich im praktischen Teil nicht ganz so.

 

Im praktischen nicht, aber im Theoretikteil wird es mit Sicherheit behilflich sein.

 

Ja, aber du musst ja halt auch deine theoretische Berufung dann bestehen.

 

Dann hoffen wir einfach mal, dass diese Klassengrößen sich demnächst wieder füllen. Einfach nur, weil wir diesen tollen Podcast hier machen.

 

Unter anderem, und ich merke auch dieses Jahr schon, ich habe deutlich mehr Bewerbung bekommen als sogar letztes Jahr und davor das Jahr.

 

Ja, das hattest du ja schon in der Vergangenheit.

 

Genau, ich habe jetzt auch schon einen Auszubildenden bekommen oder für mich gewinnen können oder für uns, für unser Unternehmen.

 

Für unser Team.

 

Für das Tag Team. Ich habe jetzt noch ein Bewerbungsgespräch am Montag.

 

Das hast du mir noch gar nicht erzählt.

 

Das kam, und dann hatte ich heute auch eine neue Bewerbung. Den habe ich auch probiert anzurufen. Der kommt aber ein bisschen weiter weg, aber es ist sehr...

 

Aber schön.

 

Und dann hatte gestern noch einer angerufen, da wurde sich bewerben, ob er sich noch bewerben könnte.

 

Einen Platz haben wir noch, ne?

 

Wir haben hier und praktisch noch einen Platz. Und es könnte sogar sein, dass ich dies Jahr das erste Mal wählen kann.

 

Oh, das klingt ja fancy. Das kennt man ja so gar nicht mehr. Ach schön, das gefällt mir richtig gut.

 

Okay, lass uns doch mal zurück zum Thema. Ich möchte noch mal so ein bisschen die Vor- und Nachteile bespielen.

 

Was passiert denn, wenn ich jetzt diese Ausbildung bei VW beendet habe? Wie sieht dann meine Arbeit aus? Wie sieht mein Leben aus?

 

Wenn wir zum Beispiel jetzt wieder Industrie nehmen, im schlimmsten Fall im Schichtbetrieb, also Früh, Spät, Nacht im Wechsel, dann hast du halt dann auch noch Industrielärm, was nicht unerheblich ist. Also jetzt unabhängig jetzt vielleicht in der Nachtschicht von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens zu arbeiten, ist jetzt vom Biorhythmus nicht die ideale Zeit.

 

Ich könnte es nicht.

 

Es ist aber halt ein Schichtbetrieb, das ist dann halt dann so. Du musst halt die Produktion laufen, um den Konzern am Leben zu erhalten. Aber es ist halt, du siehst wenig Tageslicht manchmal, du hast Schichtbetrieb, du hast extremen Lärm manchmal, wenn du in so einer Produktionslinie, Kette halt involviert bist und hast halt dein Aufgabengebiet, der natürlich auch manchmal wechseln kann, aber im schlimmsten Fall, du dann da die ganze Schicht, die Bremsscheibe linksrum drauflegst, um die Schraube rechtsrum rein zu drehen.

 

Und das machst du halt dann die ganze Schicht über. Das kann halt gut oder schlecht sein, natürlich ist es aber auch ein geschmerzensgeld. Ich sag das halt so.

 

Genau, das wäre jetzt die nächste Frage. Also ich meine, es gibt Menschen, für die ist das super, die finden das total toll, eine Routine in der Arbeit zu haben und das halt so in Anführungszeichen abzuarbeiten. Das wollen wir jetzt hier auch gar nicht bewerten.

 

Aber was ist denn der Vorteil davon, wenn man bei VW am Bann steht?

 

Ist das Geld natürlich, definitiv. Du bist natürlich aufgrund der Industrie, vom Gehalt her, schon woanders als am Handwerk. Das verändert sich jetzt vielleicht in gewissen Bereichen und die Arbeitwirt-Härte auch nicht mehr.

 

Also wenn man jetzt überlegt, wie viele Mitarbeiter hattest du früher in der Industrie, beispielsweise Volkswagen, vor 20 Jahren und wie viele hast du jetzt noch? Ist das eher tendenzsteigend in der Produktion oder eher fallend?

 

Also ich muss jetzt raten, weil ich habe keine Ahnung, aber ich würde sagen Tendenz weniger, weil mehr Maschinen, mehr KI, mehr Robotik. Korrekt.

 

Und es gab ja auch schon vor 20 Jahren, als ich gelernt hatte, mit Industrie, Robotern und so weiter, das Thema. Das war auch schon damals gut und das ist jetzt natürlich eher besser geworden. Und tendenziell habe ich auch mal ein paar Zeichen gelesen, Volkswagen könnte das natürlich schon längst machen.

 

Der Aufschrei dahinter und die natürlich die Verantwortung, die ein Konzern hat mit der Größe, ist natürlich eine andere Sache und was ja auch gut ist. Aber man muss halt gucken, ja, ich habe vielleicht jetzt einen Industriejob, der mit einer Menge Schmerzensgeld, unabhängig ob ich das verkraften kann mit der Schichtarbeit und mit dem Lärm.

 

Ja, das sind ja auch gesundheitliche Faktoren. Also Schichtarbeit, also diese Wechsel, ich glaube, das kann man in jungen Jahren irgendwie mal ganz gut verkraften, aber ich kann mir jetzt ehrlich gesagt nicht vorstellen. Also ich könnte es mir sowieso nicht vorstellen, das wäre glaube ich überhaupt gar nichts für mich.

 

Ich weiß, meine Mama hat eine ganze Weile am Wochenende im Schichtdienst gearbeitet und das war für sie nicht gut. Also gerade jetzt so die letzten Jahre vor der Rente war irgendwie nicht cool.

 

Es gibt noch Eitersteilzeit, was auch noch mal ein spezielles Thema ist, aber wenn ich das jetzt sagen kann, nach der Ausbildung war ich ja dann in der Produktion tätig im Leichtmittelzentrum und da gab es dann das alte Schichtmodell noch. Ich weiß nicht, ob es das heutzutage noch gibt. Ich glaube, mittlerweile hat sich das auch schon wieder verändert, aber tendenziell Schicht ist Schicht und dann war das damals sechs Tage früh, also von Montag bis Samstag früh, dann sechs Tage spät, von Montag bis Samstag spät und sechs Tage Nacht.

 

Das heißt, am Sonntag fing schon die Nachtschicht an. Das Wochenende war also Samstag spät, 22 Uhr Feierabend, dich vielleicht noch mit einem Kumpel auf ein Bierchen treffen, auf den Dresden einzufenden, um dann nach Hause zu fahren, um am nächsten Tag, natürlich abends nachts, wieder zu arbeiten.

 

Okay, dann hat man aber noch eine Woche frei danach.

 

Damals gab es halt das noch, bzw. gab es dann gerade diesen Wechsel mit diesen alten Haustarien raus und so weiter alles. Es gab dann nicht immer diese sogenannte Freiboche.

 

Jetzt gibt es ja auch verschiedene Modelle, drei Tage früh, drei Tage spät, drei Tage Nacht, drei, vier Tage frei und so weiter und so fort.

 

Ich glaube, da müssen wir nicht ins Detail gehen, was es da alles für Schichtmodelle gibt. Ja, aber auch was du eben meintest mit dem Lärm. Also ich persönlich bin sehr geräuschempfindlich.

 

Das ist auch nicht gesundheitsförderlich. Ich meine, da gibt es genug Studien zu, die sagen, von Lärm wird man krank.

 

Definitiv. Und ich hatte damals viele Leute noch Kontakt und da gab es halt die Gruppe, okay, ich habe jetzt 20 Kilo zugenommen oder ich habe 20 Kilo abgenommen.

 

Ja, das ist jetzt nicht unbedingt ein Zeichen davon, dass es einem gut geht.

 

Nie. Also klar, je nachdem, wie viel man vorher hatte oder auch wie wenig man vorher hatte, ist das manche gut oder schlecht. Aber es ist nicht förderlich für die Gesundheit.

 

Gut, da haken wir VW jetzt mal ab und gehen mal wieder zurück zum Betrieb. Erst mal, bevor wir jetzt die Vor- und Nachteile von der Betriebsarbeit beleuchten möchten, möchte ich dich fragen, wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir keine Handwerker mehr brauchen, weil Robotik und KI das übernehmen?

 

Also, das hatten die meint es nie, aber im unteren Bereich.

 

Also, wir haben ja am Wochenende bei der Hauptversammlung vom Meisterteam so einen Roboter gesehen, der konnte ja feilen.

 

War das nicht das? Genau, da hatte einer das vorgearbeitet mit verschiedenen Sensoren und so ein ähnliches.

 

Genau, und der hat das dann so nachgemacht. Das ist ja eine ziemlich smarte Geschichte. Also, einer schweißt und der Roboter feilt nach.

 

Das ist eine wunderbare Geschichte, aber es muss halt immer noch einer irgendwie herstellen. Natürlich kann man auch eine Automatisierung dahinter machen, aber das geht halt nur bei immer gleichen Produkten und so individuellen Produkten wie, Beispiel Geländer, Bakone. Natürlich ist ein Meter Handlauf ein Meter Handlauf.

 

Da gibt es wenig Spielraum, aber normalerweise bei so ein bisschen Konstruktionsbauschlosserei, so wie wir es jetzt sind, wenig Möglichkeiten.

 

Sehr individuell, genau. Okay, gut, das war jetzt noch so eine kleine Zwischenfrage, die nicht im Skript stand. Jetzt kommen wir zurück zum Skript.

 

Vorteil im Betrieb?

 

Sehr individuell. Also nicht nur, dass du was kreierst mit deinen Händen. Also du baust ja aus Rundstahl ein Geländer, ein Bakon, ein Vordach, was auch immer, oder halt aus Flach oder was verschiedene Materialien zur Verfügung hat.

 

Also du kreierst ja was, du erschaffst was, was es vorher nicht gab.

 

Und das mache ich in der Industrie halt nicht.

 

Ja, theoretisch. Man kann überspitzt sagen, ja, ich habe das Auto gebaut. Ich weiß jetzt nicht unbedingt, ob ich die Bremsscheibe oder den Sitz reingeschraubt habe, ob ich dafür jetzt verantwortlich bin, das ist Ding fern.

 

Ja, überspitzt gesagt, schon, aber nicht.

 

Ich habe den Sitz festgeschraubt. Ich habe das Auto erschaffen.

 

Ja, das ist nochmal was unterschiedlich und du hast natürlich auch sofort das Ergebnis. Du kriegst die technische Zeichnung oder machst sie vielleicht nur selber, kann ja auch sein. Du holst dein Material, sägst es schon mal ab, entgrattest, heftest, schweißt es, schleifst es etc.

 

Und dann hast du jetzt kurzfassend die Baugruppe gebaut.

 

Okay, also wir haben Vorteil Individualität.

 

Sehr stark ausgeprägt, ja.

 

Und wahrscheinlich auch nicht so viel Krach, ne?

 

Natürlich.

 

Ja gut, in der Werkstatt hört man schon mal, aber das ist ja dann nicht durchgängig monoton, sondern das ist ja...

 

Das ist natürlich kleiner, als wenn du jetzt so eine 40 Tonnen Presse die ganze Zeit hinter dir irgendwelche Bleche bietest.

 

Also ich kann euch sagen Leute, ich bin ja auch ab und zu in der Firma, ich heil's geräuschemäßig da wirklich ganz gut aus, ohne dass ich einen Nervenzusammenbruch kriege.

 

Also unabhängig natürlich von dem Hörschutz, den man tragen sollte, sowohl Handwerker als auch Industrie. Natürlich, wenn die Flexi jetzt läuft, sollst du Hörschutz tragen oder...

 

Aber die läuft ja nicht 24-7 durch, die ist ja nur mal an. Genau. Und auch noch ganz großer Vorteil, wir haben keine Schichtarbeit.

 

Also es kam in den ganzen acht Jahren einmal vor, wo nachts eine Tür montiert werden musste. Das war ein Edeka-Markt, weil die am Tag nicht ging, weil da Betrieb etc., das hat halt nicht funktioniert.

 

Da musste ein einziges Mal nachts gearbeitet werden. Also von 22 Uhr bis 3 Uhr nachts oder bis 2 Uhr nachts.

 

Und Samstags haben wir auch noch nie gearbeitet, außer wenn wir mal Messe hatten, das zählt jetzt einfach nicht.

 

Ja, Messe ist jetzt außen vor und ich kann es auch wirklich nicht an einer Hand abzählen, wann wir in Samstag mal gearbeitet haben. Also ganz, ganz selten.

 

Und was ich persönlich ja auch sehr mag, freitags um eins macht jeder Seil.

 

Wunderbarer Leitspruch. Natürlich hatten wir halt auch mal, dass wir den Freitag halt auch mal normal machen mussten. Das ist aber auch überschaubar und es sind halt auch Überstunden, die natürlich abgebummelt, bezahlt werden, was auch immer.

 

Das ist jetzt nicht... Wenn man noch eine halbe Stunde Arbeit hat, lässt man nicht alles sofort stehen und liegen nur, um dann am nächsten Tag wieder zum Kunden zu fahren und von vorne an zu fahren.

 

Es gibt aber manche, ich will nicht sagen, schwarze Schafe, die sagen hier, wenn ihr so lange braucht, das geht auf eure Kappe. Das übernehme ich nicht als Chef.

 

Das finde ich auch nicht so cool.

 

Nee, macht auch wenig Sinn, finde ich jedenfalls.

 

Nee, das macht auch keinen Spaß. Okay, gut. Nachteil?

 

Nachteil kann natürlich diese Individualität, dass nicht jeder Tag gleich ist.

 

Okay, man muss also eine gewisse Flexibilität mitbringen.

 

Und es kann ja manchmal sein, Beispiel, Freitag plant man die darauf folgende Woche mit Motor, die ist da, Mittwoch das, Freitag das, und stellt am Motor fest, übrigens, zwei sind krank, einer muss ins Krankenhaus oder ist umgefallen das Wochenende oder irgendwas, und dann ist der ganze Plan, weil man ja jetzt nicht unendlich Personal hat. Noch nicht. Ja, da kannst du ja natürlich auch nicht fünf auf Heide haben.

 

Da sagst du, hier kommt man aus dem Schrank raus, ich warte jetzt die ganze Woche ruhig, jetzt brauchen wir wieder, sondern muss da halt auch sehr spontan manchmal sein.

 

Ja, das hast du mir mal erzählt, das ist schon länger her, dass du, als du die Firma übernommen hattest, du bist ja auch so ein Planungstier, dass du die nächsten fünf Wochen schon durchgeplant hast, komplett, so nach dem Motto, okay, jetzt braucht mich hier keiner mehr, jetzt kann ich andere Dinge tun, um dann festzustellen, dass der nächste Tag schon übernommen wird.

 

Zwei Stunden später alles übernommen, weil halt verschiedene Faktoren, natürlich nicht nur Mitarbeiter, das gut oder schlecht, wenn was ausfällt, oder ich brauche jetzt frei, weil meine Frau ein Kind bekommt, oder ich meine Mutter ins Krankenhaus, oder kann ja alles sein, was auch völlig legitim ist, oder dann das Material kommt nicht, was bestellt wurde, terminiert. Oder der Verzinker macht das nicht, liefert die Wahrheit einfach nicht. Oder der Pulverbeschichter stellt dir, bevor du eine Balkonanlage gepulvert hast, war sechs Wochen weg, kommt dann wieder und denkst, was hat er die letzten sechs Wochen damit gemacht?

 

Das muss nochmal wiederkommen. Hast es aber schon, im Worst Case, terminiert, weil du musst ja irgendwie durchplanen.

 

Ja, und dann meckern die Kunden, dass man......wie unfähig man ist. Ja, genau, und dass man nie kommt und nie ein Handwerker irgendwas tut. Ja, die Seite kennen wir auch.

 

Das ist auch noch mal eine separate Folge, oder?

 

Ja, lass uns da auch mal eine Folge drüber machen.

 

Es gibt immer zwei Seiten. Und natürlich gibt es nicht nur einen Kunden im Jahr. Das wäre natürlich cool.

 

Dann hätten wir eine Individualbetreuung.

 

Ja, aber das wäre nicht so cool für unsere Finanzen, wenn wir nur einen Kunden im Jahr hätten. Es sei denn, der zahlt halt den Jahresumsatz. Dann ist vielleicht auch okay.

 

Aber auch das ist wiederum schwierig, weil du dann von ihnen abhängig bist.

 

Das ist korrekt. Wir schweifen ab. Gibt es noch was, was du hinzufügen möchtest bei Vor-

 

und Nachteilen im Betrieb?

 

Spontalität, auch mal frei machen. Mensch, übrigens kann ich morgen mal weg. Das geht natürlich besser oder schlechter.

 

Du musst dich nicht mit einer Schicht oder einer anderen Schicht absprechen.

 

Das geht halt schon. Ich will da jetzt keinen in der Industrie zu nahe treten, dass es nicht geht. Oder bei uns eher oder so, das würde bei beiden auch gehen, aber ganz stark bei uns natürlich die Invalität.

 

Du kreierst was, du erbaust was, du erschaffst was mit deinen Händen und mit dem Handwerkzeug.

 

Ja, schön zusammengefasst. Schöne abschließende Worte. Brauche ich ja gar nichts mehr zusammenfassen, sonst hätte ich das jetzt noch mal gemacht.

 

Aber gut, wenn du das machst, ist das auch okay. In diesem Sinne, wenn euch die Podcast-Folge gefallen hat, dann Sternchen, Sternchen, Sternchen, liken, teilen, rezensieren, abonnieren, alle Knöpfe drücken. Ihr wisst, wie es geht.

 

Wir bedanken uns, dass ihr bis zum Ende zugehört habt und vielen Dank für euren Support. Und dann wünschen wir euch noch einen schönen Tag und wir hören uns dann in der nächsten Folge von Abenteuer Metall wieder.

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